Auf seinem Münchener Tech-Day zur Veröffentlichung der Pinnacle-Ridge-Prozessoren Ryzen 7 2700(X) und Ryzen 5 2600(X) legte AMD überraschend eine Radeon RX Vega Nano aus, also eine Mini-Ausführung der großen RX-Vega-Schwestern, ohne ihr viel Aufmerksamkeit zu schenken. Es handelt sich um ein Modell von Powercolor - der Boardpartner überlegt noch, ob er die Nano-Ausführung auf den Markt bringen wird.
Im Sommer 2017 zeigte AMD neben den Referenzdesigns der Radeon RX Vega 64 und RX Vega 56 auch eine RX Vega Nano, die werbewirksam Epic-Games-Chef Tim Sweeney überreicht wurde. Es sollte sich um eine Neuauflage der R9 Nano auf Basis des Fiji-Grafikchips handeln: Eine breite GPU (mit vielen Shadern) wird mit einem vergleichsweise niedrigen Takt und einem engen Leistungskorsett aufgelegt, die damit besonders effizient arbeiten und klein ausfallen kann - der platzsparende HBM2 auf dem Interposer bietet sich dafür erneut an. Eine Markteinführung fand jedoch nie statt und entsprechende Pläne kommuniziert AMD auch nicht mehr. Zu klein scheinen die Chancen auf einen wirtschaftlichen Erfolg zu sein.
Umso überraschter waren wir, als wir auf AMDs Tech-Day zum Zen-Refresh Pinnacle Ridge (Ryzen 2000) in München kommentarlos eine Radeon RX Vega Nano vorfanden. Dabei handelte es sich ohne Frage um kein offizielles Referenzdesign von AMD, sondern um eine Variante des Boardpartners Powercolor - zu erkennen am Lüfteraufkleber. Der Axiallüfter saß weiter links als beim Vorbild, zudem fehlte das Gehäuse aus gebürstetem Aluminium mit dem beleuchteten Radeon-Würfel an der Ecke. Der Kühler ragt hinten etwas über das PCB hinaus. Lediglich die Platine hat Powercolor eins zu eins von AMD übernommen, ersichtlich an den Komponenten auf der Rückseite. AMD verlötete damals zwar nur einen achtpoligen Stromstecker statt zusätzlich noch einen sechspoligen, bereitete das PCB aber schon auf eine entsprechende Stromzufuhr vor. Zum Einsatz kommt es übrigens auch bei Sapphires RX Vega 56 Pulse und XFX' noch nicht verfügbarer GTR/GTS.
Eine Nachfrage bei Powercolor ergab, dass es sich tatsächlich um ein selbst produziertes Modell handelt. Der Boardpartner hat allerdings noch nicht entschieden, ob die inoffizielle Radeon RX Vega Nano den Markt erreichen soll. Unter der Haube sitzt kein Vega-10-Vollausbau, sondern die beschnittene Variante mit 56 aktiven Compute-Units. Im Verbund mit dem zusätzlichen 6-Pin-Stromstecker könnte das bedeuten, dass die Grafikkarte weniger auf Effizienz getrimmt ist, als es AMD ursprünglich vorgesehen hatte.
Kommt auch darauf an wie laut der Lüfter ist.