Tyranny: Review und Wertung samt Testvideo - Hoher Wiederspielwert, viele Entscheidungen, ein neuer RPG-Hit?
Mit Tyranny zeigt Entwickler Obsidian Entertainment der Rollenspiel-Konkurrenz einmal mehr, wie man den klassichen Oldschool-Ansatz in der Tradition von Baldur's Gate mit spannender Story und gewichtigen Entscheidungen kombiniert. Allerdings gibt es diesmal einige Mängel, die den Spielspaß stören - der Test samt Video-Review zeigt, wo es hakt.
Rank und schlank oder knochendürr? Wie ein Mensch nach einer Diät wahrgenommen wird, liegt im Auge des Betrachters - bei einem Rollenspiel ist das nicht anders. Im Tyranny-Test zeigt sich, dass das neue Party-RPG von Entwickler Obsidian Entertainment weder so umfangreich noch so beladen mit Features ist wie der 2015-Hit Pillars of Eternity. Technik und Interface sind identisch, doch beim Blick auf die Details fallen schnell Unterschiede auf. Sind die für Tyranny entfallenen Features wie der optionale 15-Level-Dungeon, die "Scripted Interactions" oder die vielen Locations nun überflüssiges Fett? Oder zeigen sich aufgrund des starken Story-Fokus von Tyranny und Obsidians unbedingten Willens zur hohen Wiederspielbarkeit schon die Rippen unter der Haut des Rollenspiels? An dieser Frage dürften sich mit dem heutigen Tyranny-Release vom 10. November 2016 die Geister scheiden.
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Tyranny-Review: Eine andere Perspektive
In Tyranny seid ihr die Bösen. Zumindest anfangs, denn der Spieler soll ein kürzlich erobertes Gebiet im Auftrag eines ruchlosen Regenten befrieden. Dieser oder diese Kyros (in Geschlechterfragen gibt sich Tyranny sehr aufgeschlossen) besitzt scheinbar gottgleiche Fähigkeiten und hat eine blutige Schneise der Zerstörung auf dem Kontinent hinterlassen. Sich gegen Kyros zu stellen, sei zwecklos, so die Überzeugung im Spiel. Doch wie Menschen an derartige Macht gelangen und ob es wirklich keine Alternative dazu gibt, sich dem Willen des Oberbefehlshabers zu beugen und in seinem Namen Grausamkeiten an der Zivilbevölkerung zu begehen, darum dreht sich die Geschichte von Tyranny. Anlehnungen an Steven Eriksons Buch-Serie Spiel der Götter (englisch: The Malazan Book of the Fallen) wirken nicht ganz zufällig.
Es ist ein ungemein spannendes Szenario: Schon die ersten Spielminuten zeigen uns im Rahmen eines hübsch bebilderten Text-Adventures, dass der Spielcharakter in Kyros' Namen zu einigen moralisch fragwürdigen Taten gezwungen ist. Denn nach der simplen Charaktererstellung (es gibt keine Klassen, ihr legt nur Aussehen, Waffenfokus und Herkunft eurer Figur fest sowie verteilt ein paar Punkte auf Attribute und Skills) wartet die Eroberung.
Quelle: PC Games Die Eroberung bildet einen Zeitraum von drei Jahren ab, in dem sich Kyros' Kräfte langsam, aber sicher über die Spielwelt ausbreiten. Als sogenannter Schicksalsbinder seid ihr Ankläger, Richter und Henker in Personalunion und müsst nacheinander sechs Entscheidungen treffen. Je nach Wahl gliedern sich die angebotenen Optionen weiter auf, sodass am Ende eine Vielzahl möglicher Kombinationen herauskommt. Wie ihr während der Eroberung mit eingenommenen Städten umgeht oder welche der zwei miteinander verfeindeten Armeen von Kyros ihr dabei bevorzugt, bestimmt die Startparameter des Abenteuers. Eine ungemein gelungene Neuerung, die den Wiederspielwert des Rollenspiels in ungeahnte Höhen treibt!
Zwar besucht ihr im Spielverlauf unabhängig von euren Entscheidungen stets die gleichen vier großen Regionen und auch der grundsätzliche Ablauf der in drei Akte aufgeteilten Handlung verändert sich nicht - aber jeder Spieler erlebt im Detail ganz unterschiedliche Geschichten und kann etwa (zum Verdruss seiner Vorgesetzten) auch gute Taten vollbringen. Während ihr euch darum bemüht, die letzten Widerstandsnester auszuräuchern, nehmen Charaktere im Gespräch immer wieder Bezug auf die Geschehnisse während der Eroberung - und die vielen unterschiedlichen Fraktionen im Spiel verspüren dementsprechend Zu- oder Abneigung gegen euren Helden und seine schon bald auf maximal vier Charaktere anschwellende Gruppe. Quelle: PC Games
Komplexes Beziehungsgeflecht mit Story-Auswirkungen
Tyrannys Ruf-System ist eine konsequente Weiterentwicklung der Fraktionen aus Fallout: New Vegas, Obsidians Endzeit-Rollenspiel. Nicht nur eure zu Beginn definierten Taten während der Eoberung, auch so ziemlich alles, was ihr im eigentlichen Spiel anstellt, hat Auswirkungen auf die Beziehung zu Gruppierungen wie einer Södnergruppe, den Rebellen oder Kyros' diversen Armeen und Magiergilden. Wie es um die Werte Gunst und Zorn in Relation zu eurem Avatar bestellt ist, seht ihr anhand einer praktischen Anzeige im Dialogfenster. Schon eine unbedachte Antwort in den Multiple-Choice-Gesprächen kann zum Verlust von Rufpunkten führen. Doch das Gute: Erstens werden diese zu erwartenden Reputationsänderungen je nach Schwierigkeitsgrad vorher angezeigt und zweitens lohnt es sich auch, den Zorn einer Fraktion auf sich zu ziehen.
Quelle: PC Games Denn Tyranny verabschiedet sich vom klassischen Gut-Böse-Schema anderer Rollenspiele; wen die eigenen NPC-Begleiter fürchten und wer bei einer Fraktion unten durch ist, wird trotzdem belohnt - mit einzigartigen Ruf-Fähigkeiten. Dabei handelt es sich sowohl um aktive wie passive Verbesserungen, auf die ihr ab einer bestimmten Stufe von Gunst- oder Zorn-Punkten Zugriff erhaltet. Noch weit interessanter als diese spielerischen Konsequenzen sind aber die Story-Änderungen, die eure Entscheidungen hervorrufen. So bestimmt eure Taten etwa, welche Widersacher euch gegen Ende in den Weg stellen oder mit welcher Armee ihr kooperiert. Und wenn euch das nicht passt, könnt ihr euch oft wieder umentscheiden und einem einstigen Verbündeten in den Rücken fallen.
Tyranny bietet nämlich immer wieder Möglichkeiten, abgrundtief böse zu sein. Besonders eine Szene, zu der wir aus Spoilergründen nichts verraten wollen, hat uns nachhaltig beeindruckt. Leider verliert Obsidian diese eindrucksvollen Moralfragen im Spielverlauf etwas aus dem Auge und die Qualität der Dialoge und Figuren sorgt nicht mehr für solche nervenaufreibenden Dilemma wie während des Eroberungs-Prologs. Tyranny ist gut und kompetent geschrieben, aber das Autoren-Team schafft es trotz eines spannenden Plots nicht ganz, die Höhen von Pillars of Eternity, The Witcher 3 oder The Banner Saga zu erreichen. Auch sind die insgesamt sechs Gefährten, aus denen ihr eure Heldengruppe bildet, weniger komplexe Persönlichkeiten als in anderen Titeln des Studios - sie mischen sich nur sehr selten in Gespräche mit anderen NPCs ein und besitzen keinerlei eigene Nebenmissionen. Vielleicht steht der Abgang von Chris Avellone bei Obsidian mit diesem unerwarteten Defizit in Zusammenhang?
Quelle: PC Games
Tyranny: Abstriche abseits der Geschichte
Die viele Arbeit, die in die Hauptstory mit ihren wechselnden Gegenspielern, den vielen Dialog-Verweisen auf eure Entscheidungen und das Zusammenspiel der Fraktionen geflossen ist, hat sich bezahlt gemacht. Tyranny ist ein spannendes Spiel mit toller Atmosphäre und ungewöhnlichem Szenario - aber einem abrupten Ende, das nach Plänen für einen Nachfolger riecht. Der Zeitpunkt für die Schlusssequenz, die alle eure im Spielverlauf getroffenen Entscheidungen noch einmal aufgreift, ist kurios gewählt; Tyranny fühlt sich dadurch unfertig an.
Zudem musste Obsidian für den zusätzlichen Aufwand anderswo einsparen. Das macht sich vor allem in den Nebenquests bemerkbar. Die optionalen Aufgaben führen euch auf auf separate, sehr kleine Karten, in denen ihr nur schnell eine Gegnergruppe besiegt oder mit einem Charakter redet. Selten führen euch die Sekundärmissionen über mehr als zwei Bildschirme. Spannende Ansätze wie die Aufklärung eines Mordfalls oder das Urteil über den mutmaßlichen Angriff eines Tiermenschen leiden unter einem Mangel an NPC-Dialogen und zusätzlichen Perspektiven. So sind die Quests doch eher einfach geraten, auch das Schleich-Feature wird zu selten für Abwechslung im Auftragseinerlei genutzt.
Quelle: PC Games Apropos Abwechslung: Die fehlt auch anderswo. Dungeons nutzen alle das gleiche Grafikset und beherbergen lediglich eine Handvoll simpler Rätsel ohne großes Kopfnuss-Potenzial. Die Gegner, die sich euch entgegenstellen, sind fast ausschließlich Menschen - abseits von ein paar Energiewesen und seltenen Begegnungen mit Tiermenschen. Hier punktete das Fantasy-Szenario von Pillars of Eternity mit deutlich mehr Varianz. Dafür gibt's im Vergleich mit Obsidians letztem großen Rollenspiel viel weniger überflüssige Auseinandersetzungen - Tyranny hat weniger "Trash-Mobs" als Pillars of Eternity. Nahezu jeder Kampf steht in Zusammenhang mit Haupt- oder Nebenquest. Kein Wunder, denn das RPG ist auch deutlich kürzer als andere Genrevertreter - Tyranny besitzt eine Spielzeit von 20 bis 30 Stunden.
Wir brauchten im Test 22 Stunden, um Hauptgeschichte und alle Nebenaufgaben zu beenden, spielten aber auch meist in hoher Spielgeschwindigkeit und auf dem zweiten von insgesamt vier Schwierigkeitsgraden. Vorbildlich: Ihr könnt euch Tyranny so anspruchsvoll oder so leicht wie gewünscht machen. Unter anderem gibt's einen Permadeath-Modus mit nur einem Spielstand und die Möglichkeit, permanente Charaktertode komplett zu deaktivieren. Dann gehen geschlagene Kameraden lediglich zu Boden und stehen nach dem Kampf wieder auf - verwundet zwar, aber immer noch zu allen Schandtaten bereit.Tyranny im Test: Taktisch kämpfen
Derlei Schandtaten werden in Tyranny wieder in Echtzeit mit Pausefunktion verübt - wie man das aus Pillars of Eternity kennt. Die Gefechte haben nichts von ihrem taktischen Anspruch verloren; auf den unteren Schwierigkeitsgraden lassen sie sich aber auch ganz ohne Unterbrechung bestreiten, etwa im optionalen Slow-Motion-Modus. Die Kämpfe leiden allerdings unter der Beschränkung auf vier Charaktere in der Abenteurergruppe - beim Quasi-Vorgänger waren es noch sechs. Im Umkehrschluss dürften all jene Spieler aufatmen, denen das Gekloppe in Pillars of Eternity zu unübersichtlich war.
Quelle: PC Games Tyranny übernimmt zwar die Engine von Pillars of Eternity (inklusive bei maximalen Zoom verschwommenen Hintergründen und nicht mehr taufrischen Zaubereffekten), hat aber auch eine große Kampf-Neuerung im Gepäck: die Kombo-Skills. Neuerdings kann nämlich jeder NPC zusammen mit dem Hauptcharakter mehrere besonders mächtige Spezialfähigkeiten im Tandem ausüben - die Zahl an Einsätzen ist aber auf einmal pro Gefecht oder gar einmal pro Rast begrenzt. Ein Heiler verbessert so kurzzeitig die Verteidigungswerte der gesamten Gruppe, ein anderer Abenteurer beschwört magische Dolche herbei. Besonders in den höheren Schwierigkeitsgraden sind diese Talente überlebensnotwendig. Quelle: PC Games
Rollenspiel light
Durch Kämpfe und erfolgreich absolvierte Aufträge verdiente Erfahrungspunkte resultieren in Levelaufstiegen, Tyranny hat keine Max-Level-Beschränkung, aber leider auch keinen New-Game-Plus-Option. Daher dürften die meisten Spieler maximal Stufe 20 zu sehen bekommen. Die Verbesserung des eigenen Charakters stellt keinen großen Motivationsfaktor von Tyranny dar; Level-ups sind unspektakuläre Angelegenheiten, bei denen ihr einen Punkt in eins von sechs Attributen steckt und mit einem weiteren Zähler eine neue Fähigkeit im Talentbaum freischaltet. Lediglich die Hauptfigur besitzt hier eine große Auswahl an passiven wie aktiven Fähigkeiten, die NPC-Gefährten sind alle auf zwei komplementäre Skill-Listen beschränkt. In Abwesenheit fester Klassen fühlt sich das einerseits beliebig an, andererseits habt ihr die komplette Kontrolle darüber, wie ihr euren Helden ausbildet und welche Waffen er verwendet.
Quelle: PC Games Interessant: Neue Zauber lernt ihr nicht nur bei Levelaufstiegen, ihr könnt sie auch per Crafting herstellen. Das geht aber nur, wenn ihr zuvor in alten Ruinen fleißig nach antiken Runen Ausschau gehalten habt. Diese Sigille werden kombiniert, um etwa einen einen Heilzauber zu erstellen oder eine Felsnadel aus dem Boden wachsen zu lassen, die Gegner schädigt. Ein cooles Konzept, das im Tyranny-Test aber zu kurz kam: Wir fanden einfach viel zu wenige Runen und das, obwohl wir wirklich alle Gebiete restlos erkundet haben.
Den Mangel an Runen könnt ihr jedoch ausgleichen, wenn ihr schon früh eine Bibliothek errichtet und dort Händler anheuert. Moment, ist man in Tyranny etwa auch noch Bauherr neben dem Abenteurerleben? Ja, denn im Spielverlauf übernehmt ihr fünf mystische Türme, die ihr nach Belieben in Schmiede, Bibliothek und mehr verwandelt. Das dient vor allem dazu, das Crafting zu zentralisieren: In schnöden Menüs gebt ihr beim Schmied besonders mächtige Artefaktwaffen in Auftrag - natürlich nur, wenn ihr das Rezept und die nötigen Ressourcen dabei habt. Ausrüstung lässt sich zudem weiter verbessern, außerdem dürft ihr Tränke brauen.
Mit dem Einsatz von Geld lockt ihr Trainer auf euren Turm, bei denen ihr gegen Gebühr eure Skills fünf Mal pro Level steigern dürft. Schade: Quests oder überraschende Ereignisse sind mit dem Ausbau der Türme nicht verbunden. Es werden keine Delegationen aus umliegenden Gebieten bei euch vorstellig, ihr müsst nicht Recht sprechen oder euch um logistische Probleme kümmern. Verschenktes Potenzial!
Tyranny: Auch auf Deutsch ein Genuss
Quelle: PC Games Ärgerlich sind wieder einmal seltene Wegfindungsprobleme im Gefecht, die immer dann auftreten, wenn ihr an Engstellen kämpft. Dann blockieren Zauberer schon mal den Nahkämpfer, der einfach nur an die Front will. Von derartigen Aussetzern abgesehen ist Tyrannys künstliche Intelligenz von Gegnern und Gefährten aber zufriedenstellend. Schön: Im Test mit Version: 1.0.0.0008 konnten wir im ganzen Spielverlauf nur zwei kleine Bugs feststellen - eine lächerlich geringe Anzahl bei so einem komplexen Rollenspiel. Beide hatten mit falsch angezeigten Dialogzeilen zu tun; Auswirkungen auf die Beendigung der betroffenen Nebenquests hatten diese Fehler aber nicht.
Ein Sonderlob verdient darüber hinaus die Übersetzungs-Abteilung bei Paradox: Obwohl in der Vergangenheit viel gescholten, hat der Publisher Tyranny deutsche Texte in erstklassiger Qualität spendiert, die Übersetzung ist tadellos. Deutsche Sprachausgabe gibt es aber nicht. Und selbst die englischen Sprecher melden sich nur vergleichsweise selten zu Wort; wie bei Pillars of Eternity gilt in Sachen Tyranny: Wer Spaß an Szenario und Story haben will, muss viel lesen!
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Tyranny: Rollenspiel kurzzeitig kostenlos bei Twitch
0 Ihr interessiert euch für das Rollenspiel Tyranny und besitzt einen Prime-Account bei Twitch? Dann könnt ihr euch im Rahmen eines Events zur Feier des "Prime Day" das Rollenspiel aus dem Hause Obsidian Entertainment für kurze Zeit kostenlos runterladen.Tyranny - Bastard's Wound: Gamescom-Trailer enthüllt Release-Termin
3 Anlässlich der gamescom 2017 hat Paradox Interactive einen Cinematic-Trailer zum Rollenspiel-Addon Tyranny: Bastard's Wound veröffentlicht - mit Release-Termin.Tyranny: Addon "Bastard's Wound" angekündigt, DLC erschienen
4 Paradox und Obsidian haben ein Addon zum RPG Tyranny angeteasert. Zudem wurde ein DLC veröffentlicht, der kleinere Stories einführt.Tyranny ist ab sofort auf Steam und bei GOG.com (DRM-frei) zu kaufen - die DVD-Version setzt ebenfalls auf Steam als Kopierschutz. Preis der Standardfassung: rund 40 Euro.
Leider ist es ja gerade im RPG-Genre Usus geworden, dass eine gewisse Mindest-Spielzeit als Grundvoraussetzung gilt, die Spielzeit sogar als Qualitätsmerkmal gewertet wird. Das geht soweit, dass banalste und schlimmste Sammel-, Achievement-, und Fleißkärtchenaufgaben wie in Dragon Age:Inquisition gejazzt werden, Furchtbar. Da lobe ich mir noch das erste Fallout, kann man locker in 20 Stunden lösen, wenn man will eher weniger, auch weil sich viele Kämpfe einfach vermeiden oder wegquatschen lassen (RPGs haben eine lange Tradition, Spielzeiten mit Trashmobs und Zufallskämpfen am laufenden Meter zu strecken). Jeder Charakterbuild hat bereits drastische Auswirkungen auf die späteren Optionen und Interaktionen mit der Spielwelt. Und generisch können gerne die Elder Scrolls bleiben mit ihren zuletzt peinlichen Copy-Paste-Schlauchdungeons (und ja, ich mag TES an sich eigentlich seit Daggerfall ganz gerne).
Gefühlt sind die Kämpfe aber in der Tat schon recht unübersichtlich, das ist auch bei Pillars so. Wenn man darauf wert legt, Angriffe mechanisch immer nachvollziehen zu können, wirds manchmal haarig. Das liegt zu einem Großteil auch daran, dass anders als in den IE-Spielen alle Fähigkeiten und Talente einen Cooldown haben, wie sie seit MMOs wie WOW in Mode gekommen sind. Alle ticken in Echtzeit runter und wollen wieder aktiviert werden -- bloß steuert man in MMOs nur einen Charakter, keine Party. Eigentlich profitiert das Spiel sogar von der Kürzung auf maximal eine 4er-Party. Es gibt auch keine "Pseude"-Runde an sich wie damals, alles läuft in Echtzeit runter. Und vieles an Feedback lässt sich nur nach am rechts unten eingeblendeten Kampflog nachvollziehen -- der ab bis zu einem Dutzend+ Kombatanten schneller runterrattert als ein Newsticker der dpa. Gerade wenn dann noch etliche Effekte oder optional Icons im Spielfenster abgespielt werden, Overkill. Ab einer gewissen Komplexität ist das idealerweise einfach imo Rundenkampf (Divinty Original Sin war zuletzt sogar erfolgreicher als Pillars Of Eternity). Trotzdem sind die Kämpfe insgesamt ganz spaßig, was auch an den netten Kombo-Animationen liegt. Mit Viererparty aber auch auf "hart" nicht allzu schwer, wie mir scheint.
Auf PoE2 bin ich auch gespannt. Gerade das mit dem Fokus könnte sich der Titel gut abschauen. Gerade wenn man wie Obsidian in Sachen Budget eine Grenze hat.
Bis zum dritten Akt war es für mich ein Spiel mit sehr guter Wertung, aber der letzte Akt war dann doch viel zu kurz, unspektakulär und spielt sich mehr wie eine Vorbereitung auf einen Nachfolger. Die große Endschlacht wird jedenfalls verschoben.